Specials
Neues Album - G.O.A
Sour Mash - G.O.A.
Werbetexte für neu erscheinende Rockalben sind völliger Bullshit. Weil ihr einziger Zweck darin besteht, dem Leser mit einer Aneinanderreihung von Superlativen und blumigen Worthülsen zu suggerieren, gerade den ultimativ geilsten Scheiß in Händen zu halten, der zur Vollkommenheit der Geschichte des Rock‘n’Roll gerade noch gefehlt hat. Also lassen wir den Quatsch und machen’s kurz:
„Mit G.O.A. wirft Singens dienstälteste Krachmacherband Sour Mash den ultimativ geilsten Scheiß auf den Markt, der zur Vollkommenheit der Geschichte des Rock’n’Roll gerade noch gefehlt hat. Echt jetzt! Gehet hin und kaufet diesen Meilenstein des Alternative Rock!“
Und für alle, die für die Kaufentscheidung doch noch ein paar Worte mehr benötigen:
Mal harmonisch-melodiös, mal dreckig-krachend, mal punkig, mal metallisch scheint G.O.A. all jene Einflüsse, die den Sound der Band in den vergangenen drei Jahrzehnten geprägt haben, auf einem Album zu komprimieren. Verteilt auf zehn Songs, die alle neu sind, aber allesamt den typischen Sour-Mash-Sound repräsentieren. Hervorheben lässt sich der zweite Track Falling Down – weil er sich vom ersten bis zum letzten Ton konstant an diesem einen Punkt zu bewegen scheint, der den Höhepunkt eines Rocksongs erst zum Höhepunkt werden lässt. Ein Song wie ein Trip.
- Jens Lindenmüller-
30 JAHRE SOUR MASH - SINGENS DIENSTÄLTESTE KRACHMACHERBAND FEIERT HALBZEIT
Als Thomas „Parler“ Baeck und Markus „Mänzer“ Dietsche im Sommer 1990 beschließen, mit ein paar Kumpels eine Rockband zu gründen, haben sie eine Vision: Sie wollen gemeinsam Krach machen, Bier trinken und Spaß haben. So wie all die Punk-, Metal-, Rock- und Grungebands, die sie verehren – von Aerosmith bis Guns n‘ Roses, von D.A.D. bis Faith no more, von Nirvana bis Pearl Jam. Seit dem ersten Live-Gig von Sour Mash am 22. Februar 1993 in der Musikhalle im Singener Ortsteil Beuren sind mittlerweile 30 Jahre vergangen. Das Haupthaar der Bandmitglieder hat an Länge, Fülle und Pigmentierung deutlich eingebüßt, das Leitmotiv von Sour Mash ist aber noch immer dasselbe: Krach machen, Bier trinken, Spaß haben.
Mit sprühender Sing- und Spielfreude, die jeden Live-Auftritt zum Jubelfest für Trommelfell und Paukenhöhle macht, hat sich die Band in ihrer seit 1997 unveränderten Besetzung – Sänger Rezzo, Mänzer und Mülle an den Gitarren, Basser Welse, Drummer Parler und Keyboarder Schiwago – eine außerordentlich treue Fanbase erspielt. In Musikkneipen wie Backstage und Kulturladen in Konstanz oder Flieger in Tettnang zählen die heiteren Hegau-Rocker seit vielen Jahren zum musikalischen Inventar.
Die Songs von Sour Mash sind eine Hommage an den Grunge, Crossover und Alternative Rock der 1990er-Jahre. Dass sie zuletzt auffallend punkiger geworden sind, auch auf der Scheibe zum 30-Jährigen, die sich noch in der Mache befindet, darf man getrost als Versprechen werten: Bis zur Rockrente wollen die hoffnungsvollen Nachwuchsmusikanten nochmal ordentlich auf die Kacke hauen.
Übrigens: Zur Geburtsstunde von Sour Mash hatten die Rolling Stones die ersten 30 Jahre Rock ’n’ Roll bereits hinter sich. Drei Jahrzehnte später lieben Mick Jagger und Keith Richards das Krachmachen immer noch. Die Latte für Sour Mash liegt also hoch. Und die Rockrente noch in weiter Ferne. Es ist gerade mal Halbzeit!
- Jens Lindenmüller -
SOUR MASH SIND VOM BODENSEE, KLINGEN ABER EHER NACH SEATTLE. HIER EIN PAAR WORTE ZUR NEUEN CD DER BAND.
Wenn Du vom Bodensee bist, kennst Du Sour Mash. Du musst den Namen mal gehört haben oder die Band aus Singen schon einmal irgendwo live gesehen haben. Mein früherer Chef nennt sie die beste Band der Welt. Nun muss ich gestehen: Das tat er schon vor mehr als fünf Jahren, ich kannte den Namen - aber live gesehen hab ich die Band tatsächlich vor wenigen Wochen zum ersten Mal. Der Eindruck: eine Band, in der die Mitglieder exzellent aufeinander eingespielt sind, ihre Instrumente extrem souverän beherrschen und denen egal ist, ob sie vor 5, 50, 500 oder 5000 Nasen spielen. Die Energie, die Rezzo, Parler, Mänzer, Mülle, Schiwago und Welse versprühen, fand ich fantastisch. Und die Stimme von Sänger Rezzo lässt einen sofort an Eddie Vedder denken. Die eigenen Songs wussten bestens zu gefallen, und die Auswahl der Coverversionen an jenem Abend sprach für sich: Motörheads "Ace of Spades", "Diggin' the Grave" von Faith No More und "South of Heaven" von Slayer - das zeugt von Geschmack.
Was macht man, wenn der Gig gut ist? CD mitnehmen. In dem Fall die neue EP "Taste The Meat". Und jüngst auf einer Autofahrt von München zurück Richtung See läuft dieser Silberling - und beschert mir eine extrem unterhaltsame Fahrt. Alice Cooper hat mal gesagt, jeder Song, der Dich zum schneller als erlaubt fahren animiert, sei ein guter Song. Ich werde mich nun nicht selber belasten, aber sagen wir so: Auf der Autobahn muss man sich ja nun nicht sklavisch an ein festes Limit halten. Mein Favorit auf der Platte ist der Opener: "Nervous Breakdown" hat einen Refrain, der hymnisch, aber nicht pathetisch ist und sich richtig fies im Ohr bzw. im Hirn festsetzt. Danach wird es langsamer und grooviger, "Murderer" gefällt mit zweistimmigen Gitarrenharmonien. Der Titelsong tobt sich zwischen Distortion in der Strophe und cleanen Gitarren im Chorus aus. Reizvoll ist an den Songs, dass sich die Einflüsse aus Grunge, Punk und Crossover zu einem Ganzen vereinen, das inspiriert und ehrlich wirkt. "Get Away" zeigt das gut. "F.A.T." überrascht mit Pizzicato-Streicherkeyboard, "Breadcrumbs" setzt sich mit dramatischem Refrain im Ohr fest. Nach 20 Minuten ist alles vorbei, die Repeat-Taste muss ran - und es bleibt die Freude über eine Band, die ohne Rücksicht auf Trends den Sound spielt, der ihr passt. Regionale Bands klingt immer so nach Kneipennacht - Sour Mash, behaupte ich, legt man auf, und es klingt eher nach internationaler Produktion.
SCHNÖRKELLOS UND FURZTROCKEN - GENAU SO GEHT'S!
Viele Fakten gibt es zu SOUR MASH, doch der wichtigste ist mit dem Release der neuen EP schon bekannt gegeben worden: Diese Jungs rocken ziemlich fett voran und empfehlen sich prompt für höhere Weihen. Warum die einschlägigen Plattenfirmen ab hier etwas aufmerksamer lesen sollten? Nun "Taste The Meat" bietet eine Menge dreckige Rohkost vom feinsten Rind, rotzt sich zwischen Stoner-Grooves und Schweinerock-Arrangements durch sechs allzeit dicke Kompositionen und setzt mit einigen bleibenden Hooklines noch das i-Tüpfelchen oben drauf - mehr muss ja auch gar nicht sein!
Denn manchmal genügt es schon, wenn eine Band zügig auf den Punkt kommt, selbstbewusst genug auftritt, hier und dort mit dynamischen Momentaufnahmen Bonuspunkte sammelt und sich auch in der Performance wacker schlägt. Es kann ausreichend sein, wenn einfach mal alle Schnörkel außen vor gelassen werden, Bombastelemente auch in der Produktion nicht gewünscht sind und Songs entstehen, die auf der Bühne ganz easy reproduziert werden können. All das können die Herren von SOUR MASH garantieren, weshalb sich empfiehlt, die Homepage durchzustöbern und nähere Infos zur Beschaffung dieser EP zu erfragen. "Taste The Meat", und das ist das Wichtigste, rockt jedenfalls von Anfang bis Ende und macht auch in der Kürze der Zeit eine Menge Spaß!